
Egal in welcher Person geschrieben ist - es kann es für den Leser sehr schnell mühsam werden, wenn die Personalpronomen ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie und ihre deklinierten Formen (mich, mir usw.) überhandnehmen.
Nichts törnt mich als Leser z.B. mehr ab, als Sätze wie: „Ich strich mir mit meinen Fingern entschlossen meine langen, blonden Haare aus meinem herzförmigen Gesicht, bevor ich meinen neuen Haarreifen aus geflochtenen Silberdraht über meine Stirn schob, der meine dichte Mähne so nun endlich verlässlich aus meinem Gesicht hielt. Währenddessen überlegte ich mir, wie ich meinen Freunden am besten von meinem haarsträubenden Erlebnis in meinem neuen Boot erzählen sollte, denn ich…. “ . Das Ganze geht selbstverständlich auch mit er/ihm oder sie/ihr.
Bei solchen Sätzen beginnt man unweigerlich die „Ich“ und „meine(n/m)“ zu zählen.
Und in manchen Fällen tritt dadurch die Story extrem in den Hintergrund zudem ärgert man sich als Leser sogar in vielen Fällen über die unnötige Anzahl von z. B. ich, mir, meine & CO. Verflucht mich, motz mich an - was auch immer ihr wollt - aber als gänzlich untragbar empfinde ich persönlich als Leser die sogenannten „geschlechtsneutralen Pronomen“, die ein flüssiges Lesen (und Textverständnis) - zumindest für mich – nahezu unmöglich machen. Sie reißen mich brutal aus dem Text (dabei ist immer das drängende Gefühl vorrangig, dass es sich bei sier, xier, sif, dey & Co um sich ständig wiederholende Rechtschreibfehler bzw. eine vollkommen andere Sprache handelt) und verderben damit unweigerlich den Lesespaß. Zusätzlich würgen sie (zumindest bei mir) so auch effektiv und nachhaltig das Interesse und die Lust, dieses Buch bzw. zukünftige Texte/Bücher/ Geschichten mit diesem Schreibstil zu lesen, ab
, obgleich die Idee der Story eventuell sehr spannend bzw. lesenswert gewesen wäre.) Eine der größten Herausforderungen beim Schreiben ist wohl die Kunst des Textstraffens.

Liebevoll kreierte Worte und kunstvoll drapierte (Ab)Sätze, die man lieb gewonnen hat oder auf die man besonders stolz ist, aus dem Text zu streichen – weil sie keinen wirklichen Mehrwert für die Handlung haben, tut weh. Es ist, als würde man ein liebevoll hochgepäppeltes „Wortkind“ oder kunstvoll gestaltetes „Satzgeflecht“ hartherzig verbannen.
Wortreiche Szenenbeschreibungen wirken oft langatmig und werden langweilig. Man kann sich eine Szenen nicht besser vorstellen, wenn man jedes Brett und jeden Nagel des Farmhauses, in das sich z.B. die Hauptfigur flüchtet, in Form, Farbe und Platzierungsort genau beschrieben bekommt. – Außer es ist für die Szene an einem späteren Zeitpunkt wichtig, unverzichtbar und vor allem geschichtsrelevant. (Geheimtür/spezieller Fluchtweg, Schwachstelle…) Dann bitte sehr gerne!
Klar, oft lassen sich Wortwiederholungen nicht vermeiden und manchmal – gezielt eingesetzt - dienen sie als Verstärkung.
Die „Zweier oder Dreierkombination“ verwenden wir ja auch automatisch selbst im Alltag.„Nein, nein, nein! (…Du gehst heute nicht zu…) Soso/ sieh an, sieh an,(sieh an)(…da hast du dir ja etwas Schönes eingebrockt.) Verdammt, verdammt, VERDAMMT!!! (… wie konnte nur so schnell alles den Bach hinuntergehen!)
Manche Situationen schreien ja geradezu nach solchen Verstärkungen. „Die Dosis macht das Gift“, wie der gute Paracelsus schon sagte – und das ist nicht nur in der Medizin so, sondern auch beim Schreiben.
Geliebte Phrasen
, gerne verwendete Vergleiche
und sehr oft gleiche oder sehr ähnliche Satzanfänge
können eine Story genauso bremsen, wie reichlich eingesetzte Wortwiederholungen (auf 50 Seiten hat der Autor 110 Mal etwas als „toll“ bezeichnet, bei den Dialogen fast immer sagte/meinte er/sie dazugefügt, oder die Hp jammert, weint oder Tränen kullern fast die ganze Geschichte durch.... usw.) und – gerne übersehene – unbeabsichtigt, immer wieder verwendete „Lieblingswörter“. Als Autor ist man in diesem Bereich oft „betriebsblind“ darum sind „Betaleser“
und allenfalls ein Lektorat
auch so wichtig. Mit einem unverbrauchten Blick und ohne gefühlsmäßige Bindung an das Werk, lassen sich diese Hemmschuhe wesentlich besser ausmachen. Besonders dann, wenn die „Gegenleser“ sachliche, konstruktive Kritik abliefern
und nicht nur – z.B. aus falsch verstandener Loyalität, Freundschaft oder durch das Vermeiden wollen, dem Autor "auf die Zehen zu treten" - davon schwärmen, wie toll der Roman doch geworden ist. Es wäre spannend zu erfahren, wie aktive Autoren mit ihren Lieblingswörtern und Phrasen umgehen,
und wie sehr sie auf Wortwiederholungen & Co achten – und vor allem wann. Schon von Beginn, an beim Geschichten weben oder wird die Aufmerksamkeit erst beim Überarbeiten auf diesen Bereich gelegt?Wie ist es bei euch?
Habt ihr Lieblingsworte?
Aussagen, die ihr gerne benutzt?
(Ich meine jetzt nicht jene figurentypischen Aussprüche oder Flüche, die quasi als Erkennungsmerkmal gelten.)Auf welche leicht zu übersehende Wortgebilde, Phrasen, Zeichensetzungen usw. achtet ihr besonders beim Überarbeiten?

Ich bin gespannt, welche hilfreichen Tipps und nützlichen Tricks ihr anwendet, um "Gewohnheitsfehler und unnötige Sätze und Worte aufzuspüren, damit aus einem guten Text ein spannender, straffer und ansprechender - im besten Fall einrundum genialer - Text wird.


Da würd ich auch verzweifeln.
Mein Ziel ist dabei nicht, Hauptsatz an Hauptsatz zu tackern. Es geht um Maß halten.
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